Aus der Geschichte Gautings

Teil 1: Frühgeschichte

Gerhard Schober, Kreisheimatpfleger

Die Flur der Gemeinde Gauting gehört zu den ältesten und geschichtlich bedeutendsten Siedlungsflächen im Umkreis der Stadt München. Entscheidende Voraussetzungen waren das frische Wasser der Würm und vielleicht ein uralter, den Fluß begleitender Handelsweg.

Für die Ortsteile Unter- und Oberbrunn sowie Buchendorf war zweifellos die Lage auf den fruchtbaren Altmoränenböden der Riß-Eiszeit von ausschlaggebender Bedeutung.Das Würmtal und die angrenzenden Schotterflächen entstanden in der letzten Eiszeit, der Würm-Eiszeit (etwa 100.000 bis 10.000 v. Chr.).

Die gewaltigen Schmelzwasser aus dem Becken des Starnberger Sees hatten die Endmoränenketten bei Mühltal durchbrochen und aus der vorgelagerten Schotterebene das Würmtal ausgeschwemmt, auf Höhe der Reismühle weitet sich das Tal immer stärker und gibt Raum für geeignete Siedlungsflächen.

Zwei Einschnitte in den Steilhängen, die zufällig auf beiden Seiten des Gautingers Ortskern entstanden waren, bildeten flache Rampen (Bahnhofberg und Buchendorfer Berg), die den Aufstieg mit Mann und Wagen vom Talboden auf die Wirtschaftsflächen des Hochufers ermöglichten. Sie sind wohl der Grund dafür, daß sich der Ortskern von Gauting gerade an dieser Stelle entwickelt hat.

Gauting liegt auf außerordentlich geschichtsträchtigem Boden. Die Mittel- und Jungsteinzeit haben auf der Gautinger Flur bisher zwar noch keine Spuren erkennen lassen, sofern dieser Raum in der fraglichen Zeit überhaupt schon besiedelt war.
Einige wenige Streufunde (Buchendorf, Hausen, Königswiesen, Mühltal) lassen wenigstens an eine gelegentliche Anwesenheit von Jägern des Endneolithicums denken.
Relativ gut gesicherte Siedlungsspuren haben wir dagegen in der sogenannten Hügelgräberbronzezeit, also der Zeit ab etwa 1600 v. Chr.
Die bedeutenden Hügelgräberfriedhöfe beim Bahnhof Mühltal, in der Nähe der Reismühle, bei Grubmühl, im Stockdorfer Angerholz und bei Forst Kasten lassen Wohnplätze in unmittelbarer Nähe vermuten.
Allerdings reichen diese Bestattungsplätze mehrheitlich schon in die nachfolgende Hallstattzeit (1200 - 500 v. Chr.) hinein.

Zusätzliche Streufunde von Bronzegeräten und Bronzeschmuck belegen dennoch eine zunehmende Besiedlung der Gautinger Flur. Unter glücklichen Umständen konnten bereits zwei Siedelstellen aus der Zeit um 1300 v. Chr. aufgedeckt werden, eine an der Reismühler Straße und eine oben auf der Schrimpfstraße. 1950 hat man hier eine Abfallgrube mit Resten von Tierknochen, Keramikscherben, zerbrochenen Geräten, Hüttenlehm und verkohltem Holz untersucht, die nach Aufdeckung zahlreicher Pfostenspuren einer kleinen Siedlung zugeordnet werden konnte.

Eine kleine, vielleicht befestigte Höhensiedlung wird auch auf dem Karlsberg bei Mühltal vermutet. In der nachfolgenden Hallstattzeit, der Eisenzeit, lassen die Hügelgräberfriedhöfe dann auf eine oder gar mehrere Siedlungen westlich und östlich der Würm schließen.